WordPress: dein oder mein Code-Beispiel

Vorgestern ist mir etwas zum wiederholten Male unangenehm aufgefallen. Man recherchiert an einem WordPress-Problem und findet recht schnell eine Lösung … und dann denkt man, Moment mal, dieses Code-Beispiel kommt mir bekannt vor. Anschließend schmeißt man einen Teil des Code-Beispiels in die Suchmaschine und schon findet man Treffer mit identischen Code, die viel Monate älter sind. Peinlich!

Danach habe ich dies ein paar Mal bei anderen Fragestellungen wiederholt und konnte hierbei einige Seiten, sowohl im englischen als auch deutschen Sprachraum finden, die Code-Beispiele aufführen ohne zu nennen, woher sie diese haben.

Als ein gutes Beispiel ist die Suche nach der Möglichkeit den Suchbegriff hervorzuheben, wie ich es im Artikel WordPress: gesuchte Begriffe hervorheben beschrieben habe. Die identische oder gleiche Lösung habe ich mehrfach gefunden.

Kann ja mal passieren…

Natürlich, man kann mal im “Eifer des Gefechts” den Hinweis auf den Urheber vergessen oder einfach nicht mehr wissen wo man diesen Tipp gefunden hat. Das Letztere ist mir auch schon 2x passiert. Aber in der Häufigkeit in der manche Code-Beispiele keine Erwähnung auf den Startartikel bekommen verleitet mich zu der Einsicht, dass dies leider in vielen Fällen absichtlich passiert. Schade.

Kaum rechtliche Konsequenzen

Sicherlich, in aller wenigsten Fällen muss man irgendwelche rechtliche Konsequenzen befürchten**, speziell dann wenn Landesgrenzen oder sogar ganze Kontinente dazwischen liegen. Zudem sind manche Code-Beispiel so kurz oder allgemein gehalten, dass man auch behaupten kann, dass man von selber da drauf gekommen ist: was in sehr vielen Fällen auch die Wahrheit ist. Oder man ändert z. B. die Namen der Variablen und formatiert den Code ein bisschen anders.

Moralische und pragmatische Aspekte

Aber das ist doch alles albern. Wenn man auf die Quelle verlinkt, dann verliert man überhaupt nichts. Den Besuchern oder eventuellen Kunden ist es egal ob du eine Lösung dir selber aus der Hüfte geschnitzt oder ob du sie durch Recherchen anderswo gefunden hast. Hauptsache du hast die Lösung parat und kannst sie sicher umsetzen.

Wenn man auf die Quelle verlinkt kann man ruhig schlafen und wenn man nicht verlinkt und so tut als ob das alles eigene Arbeit ist, dann hat man ständig Angst das man irgendwann ertappt wird.

Und wenn ein potentieller Kunde erfahren sollte, dass man sich mit fremden Federn schmückt, dann könnte er denken “wenn er bei so etwas harmlosen etwas vorgaukelt, was habe ich dann von ihm bei ernsthafteren Sachen zu erwarten?” … hier könnte es also gut sein, dass sich der Kunde dann für die Konkurrenz entscheidet.

Also hat die Nennung der Quelle nicht nur eine moralische sondern auch eine pragmatische Komponente. Klar, es könnte gut sein, dass ich in den 7 Jahren meiner Selbständigkeit falsche Schlüsse gezogen habe, aber dafür gibt es auch die Blogs: das man seine persönliche Sichtweise kundtut. Auch wenn sie falsch sein könnte. 🙂

** Ich bin kein Rechtsanwalt, daher kann es sein, dass ich mich irre. Aber mir sind jetzt keine Fälle bekannt wo jemand wegen der Verwendung von CSS- oder WordPress-Code-Beispielen abgemahnt wurde.

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19 Kommentare

  1. Och wenn du einen Anwalt findest der noch Jung und voller Elan ist, der Mahnt dich fröhlich für sowas ab, mit irgendeinem konfusen Paragraphen aus irgendeinem Gesetzestext. Kreative Anwälte gibt es genügend, nur ob selbige immer auch wollen, das ist was Anderes, zum GLÜCK! :mrgreen:

  2. Danke für den interessanten Beitrag!

    Leider ist das Code-Schnipsel-Klauen gerade bei vielen neuen Stars der WordPress-Blog-Szene zu beobachten, die anscheinend auf Probleme mit ihrem Ego stoßen, wenn sie einen solchen Backlink unter den Artikel packen.

    Mir selbst ist das mal mit dem wpBeginner so gegangen. Er veröffentlicht eigenen Code, ich schlage im Kommentar einen weitaus besseren vor, Kommentar wird nicht veröffentlicht und der Code im Post heimlich und leise angepasst. Da kommentiert man doch gern 🙄

    Dabei hast Du völlig Recht. Was verliert man denn durch einen Backlink? Nüscht!

  3. Naja, das mit dem Ego ist eine Sache. Bei vielen der Seiten wird es sich doch wohl um irgendeine Form von manuell arbeitenden Aggregatoren handeln, oder?

    Ich bin zumindest auch schon ab und zu, gerade so bei den Themen PHP, WordPress, MySQL usw., auf Seiten gestoßen, wo man sich offensichtlich die Sachen wild zusammenpostet, um dann mit Werbung Geld zu verdienen.

    Wie gut, dass Google immer intelligenter wird. Dann haben wir das Problem bald nicht mehr. 😉

  4. Ein Backlink ist schon allein aus dem Grund notwendig, weil ich nicht immer alles nochmal schreiben will. 😉 Außerdem sind im Quellpost auch manchmal hilfreiche, weiterführende Kommentare.
    Also Backlink muss sein. Nicht nur bei Code, auch bei allen anderen Infos, die man so findet.

  5. Durchaus ein guter Punkt. Und ich muss gestehen, dass es mir tatsächlich auch mal passiert, dass ich Quellenverweise vergesse.

    Allerdings ist das manchmal auch gar nicht so einfach, weil man ein interessantes Snippet auf Site A. findet, der Code aber von Site B. stammt und Entwickler C. ihn sich ausgedacht hat. Und oft ist es ja auch keine neue “Erfindung”, sondern eher eine andere Interpretation oder Herangehensweise.

    Das ist ja auch irgendwie (zumindest teilweise) der Geist, der dem allen innewohnt und die WordPress Szene so dynamisch macht.

    Aber dank dieses Artikels werde auch ich wieder mehr darauf achten 😉

  6. Ich bin schon oft darüber gestolpert, dass WordPress von Haus aus die Quellenangabe in den Workflow bei der Erstellung eines Artikels mit einbauen müsste.
    Eine CustomTaxonomie “Quellen” standartmäßig am Ende von the_content() hinzugefügt, wäre schon mal ein Anfang. So gesehen sind Quellenangabe ja eigentlich auch wichtiger als Tags und die sind standartmäßig auch dabei. 😛
    Ganz besonders toll fänd ich es wenn es ein Verknüpfung zum Bookmarkingdienst meiner Wahl gäbe.

  7. Viele Blogger stellen ihren Content unter Creative Commons. Der Sinn dieser Lizenz ist es, das Kopieren möglich zu machen, Bedingung ist aber immer, egal welche dieser Varianten man nutzt, dass der Author genannt wird. Es wäre schlimm, wenn es im Ernstfall keine Konsequenzen hätte, wenn gegen diese Bestimmung verstößt. Schwierig ist es nur so etwas nachzuweisen.
    Da hab ich noch eine Idee, die ich aus der Musikecke kenne. Wenn ein Musiker sein Werk schützen will, aber nicht viel Geld investieren will, kann er sich selbst eine CD mit den Songs per Einschreiben schicken und ungeoffnet aufbewahren, bis man es mal als Beweismaterial braucht.
    Könnte es nicht auch so eine Art notarielles OnlineKonto geben, wo ich meine Artikel spiegeln kann, wo dann klar wird, zu welchem Zeitpunkt ich tatsächlich einen Artikel veröfftlicht habe? (falls es diese Idee noch nicht gibt stelle ich sie hiermit unter die Lizenz CC 3.0 😆 )

  8. Das kann man täglich in Foren beobachten und ich find’s einfach lächerlich. Die machen sich sogar die Mühe Variablennamen zu ändern und Kommentare mit Autor-Hinweisen zu entfernen, nur um den Eindruck zu erwecken, dass sie es programmiert haben *rofl*

  9. […] WordPress: dein oder mein Code-Beispiel Recht hat er, es kann mal passieren das man die Quelle vergisst, aber nen Dauerzustand darf es […]

  10. Hängt wahrscheinlich damit zusammen welchen “Wert” man den Dingen bei misst.
    Einen Text muss man selber verfassen. Schreibt man ihn ab, wird man recht schnell entlarvt und es macht keinen guten Eindruck.
    Bilder (vor allem Grafiken) kann man doch bei Google runter laden. Die stehen da so rum. in dieser Sparte hat sich, auch aufgrund von Abmahnungen, in den letzten Jahren sehr viel getan. Sind wir mal ehrlich, wo haben wir nicht zu beginn unserer Webkarriere überall lustige GIFs&Co besorgt um unsere eigene Arbeit etwas aufzuhübschen. Ob das immer alles so legal war, dürfte fraglich sein. Viele Grafiken wurden irgendwo geklaut und dann vom Dieb als “kostenlos” angeboten.

    Bei Software und Quellcode sieht es anders aus. Überall kann man sich Open Source Software runter laden, an jeder Ecke werden Blogsysteme, unzählige Plugins, Themes usw. für kostenlos angeboten.
    Wenn es nichts kostet, dann gehört es also auch keinen. So hat man über die Inhalte im Internet früher gedacht, so denken viele über Quellcode heute. Es macht sich einfach niemand Gedanken darüber ob der Quellcode jemanden “gehören” könnte. Stand einfach so da, hab ich mitgenommen.

    Wie du schon geschrieben hast, es ist derzeit vielleicht juristisch kein Thema. Moralisch schon. Aber wie soll man den Leuten so etwas erklären? Die Leute sehen den Quellcode als Geschenk an, wie soll da jemand Ansprüche darauf haben? Geschenkt ist geschenkt, wiederholen ist gestohlen. Wenn du es schaffst das aus den Köpfen der Leute raus zu bekommen, dann wird es auch mehr Respekt vor dem Schaffen der Anderen geben.

    1. Hallo Ralf,

      deine Problembeschreibung ist richtig. Wobei vor allem die Code-Beispiele aus populären Sprachen (php, css, javascript etc.) es besonders schwer haben, da man im Endeffekt sehr schwer nachvollziehen kann was ist wirklich die eigene Leistung des Autors und was hat er sich selbst zusammengesucht aus diversen Stellen (Websites, Dokus etc.) und was gehört zu einer schon vorgefertigten Funktion, Bibliothek, Framework etc.

      Nennt man die Quelle bzw. die Fundstelle, dann ist man imho immer auf der sichereren Seite.

  11. hallo,

    das fahrrad und die glühbirne wurde parallel erfunden, auf mehreren kontinenten und mit anderen dingen ist es auch so ~ siehe rupert sheldrake. bei so eingeengten dingen, wie diese scriptsprachen ist es wohl naheliegend, daß andere genauso solche kreativen ideen haben wie du. oder?

    mir ist es auch so gegangen, daß ich aus einem buch zitiert habe und sofort einen kommentar hatte, daß ich abgeschrieben hätte. das habe ich nicht, doch wie beweisen…? das war mir nicht möglich und somit deshalb schuldig?

    unbeendete gedanken… 🙂

    lieben gruß peter

    1. Hallo Peter,

      bei so eingeengten dingen, wie diese scriptsprachen ist es wohl naheliegend, daß andere genauso solche kreativen ideen haben wie du. oder?

      Ich verstehe nicht so ganz warum du das an mich adressierst. Ich bin hier nicht der Geschädigte sondern ein Beobachter. Zudem habe ich auch gesagt, dass man bei so etwas sehr häufig auf das gleiche Ergebnis kommen kann.

      mir ist es auch so gegangen, daß ich aus einem buch zitiert habe und sofort einen kommentar hatte, daß ich abgeschrieben hätte. das habe ich nicht, doch wie beweisen…? das war mir nicht möglich und somit deshalb schuldig?

      Wenn du unter deinem Zitat die Quelle genannt hast, dann geht der Vorwurf des Abschreibens ins Leere.

  12. Es ist natürlich ne Schweinerei weinn jemand bewusst Codebeispiele klaut. Für viele Sachen habe ich jedoch durchaus vor Jahren Codebeispiele aus dem Internet verwendet und wenn ich jetzt etwas dazu schreiben würde, könnte ich nicht mehr sagen ob der Code von mir oder jemand anderem stammt in so fern ist nicht jeder Dieb auch wirklich ein Dieb 😉

    Rechtlich dürften die meisten Codebeispiele nicht über die nötige Schöpfungshöhe verfügen, die nötig ist um sie einzuklagen. Das ändert sich natürlich je abstrakter der Code wird und je nach schwirigkeitsgrad.

  13. Social comments and analytics for this post…

    This post was mentioned on Twitter by vlad_perun: #WordPress: dein oder mein Code-Beispiel http://goo.gl/fb/Ngyw #onlinerecht…

  14. Rechtlich wird das wohl kaum zu beanstanden sein.
    Code-Schnipsel werden keine signifikante Schöpfungshöhe aufweisen.

    Aber moralisch ist das natürlich etwas anderes. Und es fliegt ja auch recht schnell auf, wie man gesehen hat.

    Gruß Michael

  15. Grade im Internet ist doch die ‘nehmen, aber nix geben’- Mentalität extrem. Würden wir einen Handwerker bestellen wollen, der aber umsonst arbeiten sollte – es würde sich sicher niemand freiwillig melden, der auf ‘Non-Profit-Basis’ arbeitet. Auf meiner alten Webseite (die mittlerweile keine Downloads mehr anbietet) hatte ich einige selbsterstellte PDF-Dateien mit Grundlagen zur Programmierung. Heruntergeladen: etliche hundert Mal. Bedankt: Einer.
    Ist wie im Supermarkt bei den Probeständchen. Kostet nix – mitnehmen. Wenn die freundliche Verkäuferin dann fragt: “Hat’s geschmeckt? Darf ich ihnen was einpacken?” Dann werden große Augen gemacht! “Wie zahlen soll ich dafür? Also nöö!”- Bloß schnell weiter…
    Ich denke es ist ein moralisches Problem..
    Inwiefern es aber überhaupt Sinn macht, für einen ‘geklauten’ Code-Schnipsel einen Anwalt heran zu ziehen? Das scheint mir ein mit Kanonen auf Spatzen schiessen zu sein. – An dem zum Schluß nur die Anwälte verdienen.. 😉

  16. Da hier einige Kommentatoren die benötigte Schöpfungshöhe ansprechen, stellt sich mir die Frage, ab wann ein Code die benötigte Schöpfungshöhe erreicht hat damit man ihn schützen könnte.

    Es gibt mit Sicherheit Code-Schnipsel für bestimmte Probleme die sich quasi als Standard durchgesetzt haben. Muss mein Code also erst ein größeres, komplexes Problem bzw. Aufgabe lösen um schützenswert zu sein? Oder reicht es, wenn der Code-Schnipsel eine Teilaufgabe löst?

    Ich denke, auch Teilaufgabe sind schützenswert. Bei Zitaten schreibt man schließlich auch drunter von wem es ist, nicht erst wenn man den kompletten Text verwendet. Das gilt bereits dann, wenn man einzelne Sätze zitiert.
    Von daher wären eigentlich (rein moralisch!!) auch wenige Codezeilen schützenswert. Wobei hier natürlich die Abgrenzung zu Standard-Lösungen manchmal etwas schwer sein dürfte.

    Im großen und ganzen denke ich aber, das es, wie ich in meinen ersten Kommentar bereits erwähnte, an der fehlenden Wertschätzung mangelt. Bei Texten gibt es halt Gesetze die uns vorschreiben wie man mit Zitaten umzugehen hat. Bei Code gibt es diese halt nicht.

  17. Zum Thema Urheberrecht: Ein Code allein kann nie die Schöpfungshöhe erreichen, um schützenswert zu sein. Ein Algorithmus jedoch kann geschützt sein. Es kommt allerdings darauf an, wofür der Algorithmus eingesetzt wird:

    Wenn zwei Zahlen, die per Variable übergeben werden, addiert werden sollen, ist es keine großartige Leistung und da kommt sicher fast jeder drauf, der die Programmiersprache grundlegend beherrscht.

    Ein komplexer Ablauf (z.b. ein Newsletter-System mit Datenbank-Anbindung und Double-Opt-In) ist schon nicht mehr für jeden zu erledingen, weshalb ein Plagiat davon recht schnell zu teuren Kostennoten führen kann.

    Ein zehnzeiliges PHP-Script ist leider – auch wenn man sich tagelang den Schädel kaputtüberlegt hat – nicht schützbar. Und das spielt diesen “Code-Dieben” leider in die Karten.

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