Ich habe lange überlegt ob ich etwas dazu schreiben soll, aber ich konnte es nicht lassen zu diesem Thema und zu Weblogs im algemeinen ein paar Sätze zu notieren. Es geht um eine neue Studie der Firma Fittkau & Maaß. Laut Golem.de und Heise.de besagt diese Studie das die Weblogs als Medium “ein überschätztes Phänomen” sind bzw. “eine geringe Reichweite” haben.
Hallo! Was hat man den erwartet? Zu so einem ähnlichen Fazit, mit etwas weniger reißerischen Überschriften, hätte man auch ohne eine Umfrage kommen können [1]. Jetzt bitte nicht mißverstehen, ich will mich hier nicht als jemanden darstellen, der die Weisheit löffelweise gegessen hat, aber manche Dinge sind relativ ofennsichtlich. Aber halt! Ich will das Medium Weblogs nicht niedrmachen … im Gegenteil. Man muss sich das Phänomen Weblogs nüchtern und differenziert anschauen.
Es ist logisch, daß die Weblogs in ihrer Reichweite gewissen Beschränkungen unterliegen. Der Besucher muss schon einen Rechner & Internetanschluss zur Verfügung haben :-). Aber auf so ein Niveau wollte ich mich in diesem Beitrag nicht begeben. Darüberhinaus unterliegen die Weblogs, wie alle anderen Webprojekte, der thematischen Beschränkung. Wenn man ein Weblog zum Thema “Opela Manta” führt, darf man sich nicht wundern, daß man keinen Golf-Liebhaber als Besucher hat.
Daß das eine oder andere Weblog-Projekt nicht die gewünschte Wirkung erzielt, hat u.a. damit zu tun, daß man das Phänomen Weblog noch nicht so ganz verstanden hat. Ein Weblog ist eine Website auf der einer/mehrere Autoren in relativ kurzen Zeitabständen Beiträge verfassen. Der Ton in den meisten Weblogs ist eher “persönlich” und der Autor sollte “authentisch” rüberkommen. Darüberhinaus sollte ein Weblog RSS-Feeds (ob jetzt RSS oder Atom ist nicht soo wichtig) und eine Kommentarfunktion anbieten. Als Sahnehäubchen kommt noch die Trackback- bzw. Pingbackfunktionalität. Das ist jetzt meine persönliche Sichtweise und ich will zu manchen Punkte erklären wie die gemeint sind.
Mit “persönlich” meine ich nicht, daß der Betreiber und der Besucher sich direkt die persönlichen Informationen und Vorlieben austauschen, sondern das es einen direkten Kontakt zwischen dem Besucher und dem Betreiber gibt. Ob man sich dabei duzt ist Geschmackssache – ich persönlich finde es etwas befremdlich wenn man sich in Weblogs siezt.
“Authentisch” bedeutet für mich, daß der Autor auch wirklich hinter dem steht was er erzählt und das er auch wirklich der Autor ist. Bei dem einen oder anderen Parteien-Weblog war dies der Fall, es war ersichtlich, daß das hohe “Parteitier” nicht der Autor des Beitrages war, aber man so getan als ob Er/Sie höchstpersönlich den Beitrag verfasst hat. Es wäre viel besser & sympathischer gewesen hätte man es transparent gemacht wer die Beiträge wirklich verfasst.
Weblog ist ein Weblog und kein E-Mail-Newsletter, kein Ort um 1:1 die Texte der Marketingabteilung zu veröffentlichen etc. Gewiss, man kann Weblog-Software (z.B. WordPress) einsetzen um ein Newsletter oder Marketingtexte zu verwalten und zu archivieren. Aber dann sollte man es auch nicht Weblog nennen, ich will es keinem verbieten :-), aber man tut sich keinen gefallen damit. Warum? Ganz einfach, wenn mir jemand ein Weblog verspricht, dann will ich auch ein Weblog antreffen und kein z.B. Newsletter-Archiv.
Wenn ich in ein Autohaus gehe und der Verkäufer mir einen schicken Stadtflitzer verspricht und er dann danach auf einen Geländewagen zeigt, wäre ich erstmal verdutzt und würde evtl. auch nicht mehr wiederkommen … auch wenn ich prinzipiell nichts gegen Geländewagen habe.
Ein weiterer Aspekt ist, daß ein Weblog alleine einen nicht weiter bringt. Genau wie es in den 1990ern keiner “Reich & Berühmt” geworden ist, nur weil er eine Homepage hatte, so wird heute auch keiner “Reich & Berühmt” nur weil er ein Weblog eröffnet hat. Auch ein Weblog muss gehegt und gepflegt werden. Man muss ordentlich Zeit und Mühe investieren, wenn man damit auf sein Unternehmen bzw. eigene Person aufmerksam machen will. Aber auch hier gilt es die Eigenheiten der Weblogs zu beachten. Ein Beispiel: massenhafte und unaufgeforderte Werbemails (auch als Spam bekannt) kommen bei den meisten Webloggern, da schon sehr für Thema sensibilisiert, nicht wirklich gut an – um es mal sehr neutral zu formulieren. Der Satz “schlechte Werbung ist besser als garkeine” gilt nicht immer.
[1]: die Studie kann man noch nicht einsehen, daher kann ich nicht wirklich sagen was in der Studie steht und muss mich auf die Aussagen von Heise und Golem verlassen.
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Ich hab mich heut auch schon gefragt, ob sich die Studie zu bloggen lohnt, aber (da wie du ja sagtest die Studie noch ned public) ich hab mich doch etwas kürzer gefasst als du
aber interessanter Artikel, bei dem ich dir zu 100% zustimmen muss!
weiter so ;p
mfg
ViShap
p.s.:
[Manueller Trackback] ::: ViShap’s World ›› W3B: Weblogs sind ein überschätztes Phänomen?
Du sprichst mir aus der Seele. Genau das gleiche hab ich auch gedacht, als ich die Studie gelesen hab. Warum denken diese Studienfritzen nur immer, weil etwas »neu und hip« ist, müsse es der Meeegaknaller werden und alle wären furchtbar enttäuscht, wenn dem nicht so ist? Seltsam …
In zwei Jahren kommt bestimmt eine Studie raus, die sich darüber beschwert, dass es zu wenige Podcasts gibt. *hmpf*
Ich bin ein begeistertet Blog User und muss vorallem mein heißgeliebtes WordPress, gegenüber der Umfrage, verteidigen. Ich finde als Medium bieten Blogs eine sehr große Reichweite, meist auch eine größere als andere CMS.
Die Struktur des Quellcodes ist in großen Teilen sauber und konform, bzw. Barrierefrei. Ausserdem werden über Plugins viele Funktionen freigeschaltet die die Reichweite nochmals erhöhen (z.b. in Bezug auf Suchmaschinen, da Links suchmaschinenfreundlich ausgespuckt werden).
Ich vermute das schlechte Urteil kam vorallem wegen der geringen Unterschiede der Templates, ein Unternehmen sollte natürlich auf eine Eigenkreation zurückgreifen um seine Corporate Identity auszuweiten.
Ich weiß nicht was an Blogs schlechter, bzw mangelhafter sein soll als an anderen Websites. Die Software bietet alle nötigen Voraussetzungen, es liegt allein am Webdesigner was er draus macht.
Aber die “Pro-Blogs” werden auch noch in Deutschland kommen und dann wird die Meinung über Blogs von den “Großen” auch noch kippen.
Gruß Christian
P.S. Guter Beitrag!!
Auftrag für Studie wird erteilt… Geld wandert von einem Konto auf ein anderes… Bei erwartetem Ergebnis wird eine Studie publiziert…
Die Studie wird erleichtert zur Kenntnis genommen…
Manchmal frage ich mich, ob diese Studienindustrie nicht genau so funktioniert. 🙄
Fünf Thesen zu: Weblogs und deren Reichweite
Ich kann mich Perun nur anschliessen!
Ehrlich gesagt ist diese Studie m.E. sogar völlig überflüssig. Aber wenn man nicht mehr weiß, wie man auf sich aufmerksam machen kann, dann erstellt man halt mal eine Studie zu einem aktuellen Thema….
m@t
[…] anlässlich der Blog-Studie und der effekthascherischen (ja ja, wir fallen immer drauf rein) Feststellung hat Perun etwas spannendes dazu geschrieben, das nicht unbedingt die Studie in den Fokus stellt, sondern in denen er die Studie zum Anlass genommen hat und es auf den Punkt gebracht hat. Ich erlaube mir, die mir am wichtigsten erscheinenden Passagen zu zitieren. […]
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