Wichtigkeit einer Navigation

Wichtigkeit einer Navigation Eigentlich wollte ich zu diesem Thema nichts schreiben, da Alp Uckan in seinem Bericht schon zum großen Teil meine Meinung wiedergegeben hat.

Es geht darum das einige “Usability-Gurus” behupten, die primäre Navigation einer Website sei entweder total unnütz oder die Besucher würden sie total ignorieren und im Endeffekt sollte man als Betreiber einer Website total darauf verzichten:

Allerdings sah ich letztens auf einer großen deutschsprachigen Website (die URl ist dem Autor bekannt ;-)) ein kurzen unreflektierten Hinweis, daß die Autoren der o.g. Artikel total recht haben.

Ich halte, wie immer :-), dagegen. Warum? Ganz einfach, weil ich aus meinen persönlichen bzw. aus den Erfahrungen meines Umfeldes etwas andere Schlüsse ziehe.

Den Autoren der oberen Artikel, gebe ich in soweit Recht, daß es sehr schlechte Beispiele für eine primäre Navigation gibt. Die dem Besucher nicht nur nicht weiterhilft sondern ihn evtl. auch verwirren kann. Aber wenn wir immer von den schlechten Beispielen ausgehen, dann könnte man so ziemlich alles abschaffen

Auch bin ich der Meinung das man sich als Betreiber einer Website nicht ausschließlich auf die primäre Navigation verlassen darf, wenn es darum geht dem Besucher die Orientierung zu ermöglichen. Es sollte, wenn möglich, eine gute Suchfunktion vorhanden sein und auch eine Sitemap bzw. Inhaltsverzeichnis bzw. Archiv kann Wunder wirken.

Zudem sollte man eine primäre Navigation so verständlich wie möglich gestalten und durch den Einsatz von title="Hinweis" aufwerten.

In den Artikeln wird behauptet das der Suchende z.B. über eine Suchmaschine auf die Unterseite kommt, sich nur auf den Inhalt konzentriert und die Navigation nicht beachtet und wenn er sie beachten würde, dann würde sie ihm nicht weiter helfen, da sie verwirrend ist.

OK, es stimmt schon, wenn ich über eine Suchmaschine auf eine Unterseite komme, daß ich mich erstmal nur auf den Inhalt konzentriere, schon alleine um zu schauen ob mir das Ergebnis auch weiterhilft :-). Aber nachdem ich die Unterseite durchgelesen habe, schaue ich sehr oft auf die primäre Navigation um einen groben Überblick darüber zu bekommen wie die Seite aufgebaut ist und was der Autor sonst noch geschrieben hat. Sehr oft habe ich dadurch, obwohl ich nicht explizit danach gesucht habe, interessante Sachen gefunden. Und ich glaube nicht, daß ich dies gemacht hätte, wenn der Seitenbetreiber nur eine “Brotkrümel-Navigation” gehabt hätte, wie dies Kristoffer Bohmann fordert.

Zudem würde ich gerne wissen, was hinter Navigationslinks mit z.B. den Namen “Kontaktdaten”, “Impressum”, “Startseite” oder “Mozilla-Artikel” so verwirrend sein sollte?

Viel verwirrender finde ich persönlich, daß der gleiche Herr Bohrmann auf seiner Startseite den Link zum Rest der Seite versteckt und was in meinen Augen eine noch viel größere Unsitte ist, daß dieser versteckte Link sich im neuen Fenster öffnet. Über das Thema externe Links im neuen Fenster kann man durchaus diskutieren, aber bei internen Links gibt es für mich keine Diskussion.

Dann wird behauptet, die primäre Navigation wird dem Inhalt Platz wegnehmen. Stimmt schon, aber wenn ich mir so die Websites von Jakob Nielsen und Bohrmann mal anschaue, dann ist es eigentlich ganz gut, wenn sich der Inhaltstext nicht über ganze Bildschirmbreite ausbreitet, denn dann wird Text (ab einer bestimmten Breite) nur sehr schwer leserlich.

Ich für meinen Teil werde jetzt nicht den Fehler machen und sagen, daß die Autoren der Berichte total unrecht haben, aber es ist genau so ein Fehler total unreflektiert zu sagen das deren Rückschlüsse 100%ig stimmen.

Mag sein, daß vielen Nutzern eine primäre Navigation nicht hilft oder sie z.T. ignorieren, aber das ist für mich noch lange kein Grund sie gänzlich abzuschaffen. Man sollte es eher so machen, daß man (wie schon z.T. erwähnt) die Navigation so logisch wie möglich gestaltet und organsiert, das title-Attribut einsetzt, wenn möglich eine gute Suchfunktion einbaut (aus Erfahrung weiss ich das einen nicht-optimale Suchfunktion kontraproduktiv ist), “sprechende” URLs produziert, aussagekräftige Seiten-Titel einsetzt und je nach Bedarf ein Inhaltsverzeichnis erstellt.

Darüberhinaus, finde ich den Hinweis der Autoren sinvoll, Unterseiten die miteinandern in logischer Verbindung stehen miteinandern zu verknüpfen. Das kann man bei Weblogs prima realisieren in dem man die Beiträge untereinander mit Ping- bzw. Trackback miteinander verlinkt.

Als Sahnehäubchen kann man dann noch zusätzlich eine “Brotkrümelnavigation” bereitstellen. Für diejenigen die es nicht wissen, unter “Brotkrümelnavi” versteht man Konstrukte nach folgender Art:
Startseite » Artikel » Artikelname.

Allerdings darf man auch nicht über das Ziel hinauschießen. Eine kleine Website (Webvisitenkarte) die z.B. nur aus 5 Unterseiten (Startseite, Impressum, Kontaktdaten, Über Uns, Öffnungszeiten) besteht, ist alleine durch eine primäre Navigation ganz gut bedient. Inhaltsverzeichnis, Suchfunktion, “Brotkrümelnavi” etc. wäre hierbei zu viel des Guten oder eher kontraproduktiv.

Wenn man diese Punkte beachtet, dann denke ich das der größte Teil der Besucher keine Probleme haben wird sich auch auf einer größeren Präsenz zu Recht zu finden. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung, denn ich heisse weder J. Nielsen, noch habe ich ein “Dr.” im Namen noch nenne ich mich Usabilitologe :-).

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14 Kommentare

  1. Das einzigste Schlimme an der Sache: Nielsen, Bohmann und Konsorten finden im Web Beachtung. Meinungsfreiheit ist wichtig, aber in diesem Fall werden von den Herren gefährliche Halbwahrheiten verbreitet. Theoretisch führt ja deren Idee dazu, dass zukünftige Websites nur noch eine Suchmaske haben. Demnach braucht man garnicht mehr Websiten bauen und kann sich gleich seine Texte von Google einspeisen lassen. Tolles Internet.. 😕

    Man sollte diese regressiven Eierköpfe ignorieren und am Besten innovative Navigationen erfinden. 😎

    Appropo der Beitrag ist sehr gut geschrieben. Weiter so!

  2. Stimme voll und ganz zu…

    Aber mal ein wenig OT:

    Alle Untersuchungen sagen, Navigationen werden links oder oben erwartet. Warum sperren sich die ganzen Blogs eigentlich dagegen und haben ihre navi rechts?

  3. @Felix,
    ich bin durch die Weblogs schon so konditioniert, daß ich verwirrt bin wenn die Navi nicht rechts auftaucht :-).

    Ich meine die Untersuchungen die du meinst zu kennen, aber so weit ich mich erinnern kann, wird behauptet das die Besucher zuerst oben links und oben fokusieren. Man kann jetzt zwei Rückschlüsse daraus ziehen: da kommt Navi hin oder dort kommt Inhalt hin.

    Beides hat sein pro und kontra.

  4. Soweit ich die Artikel verstanden habe, geht es primär darum, Navigationselemente in den Inhalt einer Seite einzubauen und sich nicht ausschließlich auf die primäre Navigation zu verlassen. Mit anderen Worten: Verweise in den Blickpunkt des Benutzers zu rücken, statt sie heraus zu nehmen.

    Interessanterweise haben die meisten Blogs dieses Prinzip schon lange begriffen, weshalb sie die Kategorie, die Kommentare und ähnliche Artikel zusammen mit dem Inhalt verlinken. Problematisch wird es aber bei großen Firmen- und Shop-Seiten, wo man viel mehr über solche Fragen nachdenken muss.

    Daran ist nichts verkehrt, und das übliche Getöse à la “Primary Navigation Must Die” ist nur Marketenderei. Das gehört halt zum Geschäft :roll:. Knallige Thesen finden einfach mehr Gehör.

    @Marius: Suche finden Bohrmann et. al. übrigens überhaupt nicht gut. 🙂

  5. @Gerd,

    Daran ist nichts verkehrt, und das übliche Getöse à la “Primary Navigation Must Die” ist nur Marketenderei. Das gehört halt zum Geschäft :roll:. Knallige Thesen finden einfach mehr Gehör.

    Dann sollen sie auch sachliche Rückschlüsse daraus ziehen und sachliche Empfehlugen geben. Wenn es mich nach Marketenderei und ähnlichen Sprüchen verlangt, dann würde ich ein Bild-Abo bestellen oder Planetopia gucken ;-).

    Imho ist das so, wenn man seriös rüberkommen will und sich nicht missverstanden fühlen will, dann darf man auch keine “knallige Thesen” verbreiten. Sonst erinnert mich das sehr an einen Sprichwort aus dem Land wo ich ursprünglich herkomme: “Der Berg zitterte und gebar eine Maus”. 🙂

  6. Was ich damit sagen wollte, ist, dass man bei solchen Untersuchungen mehr auf die Fakten als auf die Thesen schauen soll, da letztere für gewöhnlich – nun ja – übersteigert sind.

    Mich erinnert das immmer an Alan Kay, der quasi die objektorientierte Programmierung erfunden hat. Das war ein riesiger Schritt voran, aber Kay’s Verständnis von OO ist dermaßen überzogen, das man damit eigentlich nichts anfangen kann. Wenn es nach ihm ginge, würden wir alle unser Windows, Mac OX und Unix in die Tonne treten und ganz von vorne anfangen. Und das sähe dann ungefähr so aus.

  7. Ich finde deine Meinung in Ordnung.

    Es gibt Besucher, die auf eine Seite kommen – und wissen, was sie wollen. Da ist eine Suchmaschine hilfreich. Aber es gibt doch auch noch die, die einfach einmal durch die Seite “schmökern” wollen. Die würde man doch verjagen, wenn man denen eine Suchmaske eingibt. Was sollen die denn eingeben, wenn sie “einfach mal so” schauen wollen?

  8. @René

    Aber es gibt doch auch noch die, die einfach einmal durch die Seite “schmökern” wollen. […] Was sollen die denn eingeben, wenn sie “einfach mal so” schauen wollen?

    genau das meinte ich. Es gibt Leute, so bin ich auch manchmal, die wollen auf einer Seite mal kurz schauen und dabei hilft eine Suchfunktion nicht weiter.

  9. Zu der Navigation auf der rechten Seite: Ich finde die rechts besser aufgehoben, da es zumindest bei mir so ist, dass ich links immer Sachen lese und rechts allerlei Zeugs habe, das zeitweise auch den Browser verdeckt (z. B. Instant Messenger oder Winamp). Außerdem ist mein Mauszeiger die meiste Zeit auf der rechten Seite, da ist ja auch der Scrollbalken (ja, ich habe ein Scrollrad, auf meiner Tastatur ist sogar auch noch eins ;-)) und die ganzen Icons aus dem Systray (desweiteren habe ich mir ein Menü in die Taskleiste gelegt, direkt neben der Uhr, also auch rechts; zwar wohl ein Einzelfall, aber noch ein Grund dafür, dass mein Cursor sich meist rechts aufhält). Außerdem liest man ja hierzulande auch von links nach rechts, und da der Inhalt wichtiger ist als die Navigation, finde ich es nur konsequent, wenn dieser dann auch “zuerst”, sprich links erscheint.

  10. Für mich ist das anbringen der Navigation auf der rechten Seite ein dickes Plus an Usability. Es ermöglicht mir schnell zwischen dem Seitenscrolldings und der Navigation hin-und her springen zu können. Ich muß dann nicht die ganze Seite überqueren um navigieren zu können.

  11. die navigation einer webseite ist absolut das hauptkriterium.
    hiermit steht oder fällt das ganze konzept und die usability.
    das a und o aus meiner sicht ist jedoch einzig eine klare struktur. manchmal bietet sich eine primäre navigation an, manchmal ist sie hinderlich.
    ein guter webworker weiß das und baut die struktur so auf wie es dem Inhalt dient. schlechte bauen sinnlose pull-downs etc. ohne darüber nachzudenken. (nach dem motto: guckt mal was ich alles kann).
    ob jetzt die navi links oder rechts ist finde ich eigentlich egal, solange sie strukturiert ist. sicher hat jeder user seine vorlieben, aber man sollte die user (auch die, die nicht jeden tag im internet sind) nicht unterschätzen.
    gibt es eine klare, übersichtliche Struktur – gibt es zufriedene “kunden”- weniger ist oft mehr.




  12. Ich finde ein sehr gutes Beispiel für eine Seite die beides kombiniert ist Mozilla, das tolle ist das man erst ein Oberbegriff der klar strukturiert ist auswählen kann und dann Unterpunkte über die Navigation. Einfach toll für viel Inhalt. Und direkt über den Oberpunkten eine Suchfunktion. Dann das mit dem Text der sich über die ganze Breite ausbreitet. Das sind anfängerfehler und die werden von “Usability-Experten” gemacht finde ich nicht so lustig.
    Noch ein kleiner Spruch dazu “Ein Design ist nicht dann vollendet wenn nichts mehr rein passt sondern wenn man nichts mehr wegnehmen kann”.

    Der Desktop ist total crazy mit den vielen bunten Bildern :lol:.

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