Ich bin fest davon überzeugt, dass zwei bis drei Stunden Zocken deutlich besser für deine mentale Gesundheit sind als auch nur 30 bis 45 Minuten in den sozialen Netzwerken zu scrollen.
Aktiv, zielgerichtet, konstruktiv vs. passiv, gehetzt, destruktiv
Das Gefühl, dass die obere Aussage stimmen könnte, verfolgt mich als ein Gefühl schon seit einigen Jahren, und auch wenn man über keine psychologische Vorbildung verfügt, ist die Aussage in meinen Augen logisch und naheliegend.
In einem Spiel agierst du aktiv an einer oder mehreren aufeinanderfolgenden Aufgaben, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Das Ganze hat etwas Zufriedenstellendes und Konstruktives in sich.
Egal, ob es eine gelungene Ernte in Stardew Valley, eine abgeschlossene Aufgabe in Herr der Ringe Online oder der Sieg als Byzanz in Civilization VI ist. Früher oder später hast du etwas »geschafft« und das Erfolgserlebnis ist da.
Bei Social Media dagegen bist du in der Regel passiv unterwegs, du lässt dich berieseln, aufputschen, häufig aufhetzen und mit anderen vergleichen. Dazu springst du vielfach in kurzer Zeitspanne von einem Beitrag und Thema zum nächsten. Das Gefühl, unnötig Zeit verplempert zu haben, stellt sich ziemlich schnell ein.
Der Algorithmus der sozialen Netzwerke ist eben so gemacht, dass er die Beiträge mit Sichtbarkeit belohnt, die viel Interaktion erzeugen. Und diese Beiträge sind in aller Regel stark polarisierend: extreme Standpunkte, Clickbait, Ragebait etc. Das Ganze ist destruktiv.
Studien: Farm aufbauen vs. Doomscrolling
Natürlich könntest du jetzt sagen, dass meine Beobachtung voreingenommen ist und solche Einzelfälle und persönliche Geschichten nicht sonderlich aussagekräftig sind. Stichwort hierbei wäre: anekdotische Evidenz. Glücklicherweise gibt es dazu einige Studien.
- Eine Studie der East Carolina University verglich Casual Games, wie Angry Birds, Bejeweled oder Plants vs. Zombies, mit Meditation. Das Ergebnis: Spiele reduzierten die physischen Stressmarker und verbesserten die Laune signifikant. In einigen Fällen war der Effekt auf die Stimmungsaufhellung schneller spürbar als bei Entspannungsübungen.
- Studien mit älteren Menschen zeigten, dass das Spielen von Wii Sports depressive Symptome reduzierte und das Gefühl von Einsamkeit verringerte.
- Eine Studie der Universität Oxford (zusammen mit Nintendo) fand heraus, dass die Spielzeit in Animal Crossing positiv mit dem subjektiven Wohlbefinden korreliert.
- Eine Analyse von Spieler-Reviews fand heraus, dass Stardew Valley die Restauration (Wiederherstellung psychischer Ressourcen) fördert und dass die Spieler von signifikantem Stressabbau und einer Verbesserung der Stimmung berichteten.
- Eine systematische Übersichtsarbeit bestätigte, dass Casual Games signifikant positive Effekte auf die Reduktion von Stress, Angst und Depression haben, und zwar durch die Induktion von »Flow« und Stimmungsaufhellung durch schnelle Erfolge (Mood Repair).
- 12 Stunden Training mit Actionspielen verbesserten die Lesegeschwindigkeit und Aufmerksamkeit bei Kindern mit Dyslexie stärker als manche traditionelle Lesetherapien. Der Grund: Actionspiele trainieren die schnelle Verteilung visueller Aufmerksamkeit, Grundvoraussetzung für das Lesen, die bei Dyslexie oft beeinträchtigt ist. Studienlink.
- In einer 4-Jahres-Längsschnittstudie mit knapp 4.000 Jugendlichen wurde festgestellt, dass Social-Media-Nutzung Depressionen vorhersagte, während Videospiele keinen Zusammenhang mit Depressionen zeigten und teilweise sogar als sozial und emotional schützend fungierten. Die Begründung: Social Media fördert schädliche Vergleiche und Gaming fördert Kompetenzerleben.
- Die sozialen Medien können die ADHS-Symptome verstärken: Doomscrolling, gestörte Aufmerksamkeit, konstante Ablenkung etc. Link zum Artikel.
- In einer großangelegten Studie mit fast 12.000 Kindern und Jugendlichen wurde nachgewiesen, dass eine höhere Social-Media-Nutzung einen Anstieg depressiver Symptome vorhersagt.
Das sind nur einige der Studien, auf die ich lediglich einen oberflächlichen Blick geworfen habe. Wir könnten jetzt lange darüber diskutieren, wie wertvoll die Studien sind (absence of evidence is not evidence of absence) und wie stichhaltig die Ergebnisse sind (correlation ≠ causation).
Aber wir können uns sicherlich alle darauf einigen, dass es zumindest einen begründeten Verdacht und starke Indizien dafür gibt, dass Spiele besser für dein Gemüt, deine Aufmerksamkeit und deine Laune sind als der Aufenthalt in den sozialen Netzwerken.
Daher wäre mein freundlicher Rat: Möchtest du dir etwas Gutes tun, zocke lieber mehr Stardew Valley, Civilization & Co. und verbringe weniger Zeit auf Facebook, Instagram, TikTok & Co.
Anmerkung, da ich manchmal auch als Scherzkeks unterwegs bin: Natürlich sind ein Spaziergang an der frischen Luft, ein Buch lesen, eine Trainingseinheit im Gym, oder ein Abend mit Freunden oder Familie noch besser. 😉 Aber das ist hier aktuell nicht das Thema.
Bildnachweis: Generiert mit Nano Banana Pro
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