Lohnt es sich noch auf WordPress zu setzen?

WordPress-Logo

Ich habe mich vor einigen Tagen mit einem Bekannten unterhalten, der längere Zeit als Webentwickler gearbeitet und dann vor einigen Jahren die Branche gewechselt hat. Er verfolgt zwar immer noch die Branche, aber sporadisch und oberflächlich. Im Laufe des Gesprächs fragte er mich dann, ob es sich überhaupt noch lohnen würde auf WordPress zu setzen?

Seine Frage mag jemanden, der nur mit WordPress arbeitet verwundern, aber auf Twitter verfolge ich unzähligen Accounts von Menschen, die sich mit Webentwicklung beschäftigen und da sind die angesagten Themen React, Vue, Svelte oder auch Python. WordPress ist dort lediglich eine Randnotiz.

Aber reicht es ein Thema bzw. eine Webtechnik für überholt zu erklären, nur weil sie nicht mehr “der letzte heiße Scheiß” ist. Schauen wir uns einfach mal die Markt- und die Job-Situation an.

Die Marktsituation von WordPress

Wie üblich begebe ich mich dafür auf die Website w3techs.com, wenn ich den Marktanteil von WordPress untersuchen möchte:

Der Marktanteil von WordPress im Oktober 2021. Quelle: w3techs.

Wie ist diese Grafik zu lesen? Jedes CMS hat zwei Balken. Der kleinere, graue Balken stellt die momentane Verbreitung dar, wenn wir auch die statischen Websites ohne CMS berücksichtigen wollen. Websites ohne einen CMS sind ganz oben unter “None” mit 34,5 Prozent abgebildet.

Wenn wir nur den CMS-Markt berücksichtigen wollen, dann gilt der längere, grüne Balken. Demnach läuft WordPress auf 42,7 Prozent aller Websites, besitzt aber einen CMS-Marktanteil von 65,2 Prozent.

Weit abgeschlagen und im einstelligen Prozentbereich folgen dann Shopify und Joomla. An der 6. Stelle folgt dann Drupal mit lediglich 1,4 bzw. 2,1 Prozent. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie noch in der zweiten Hälfte der Nullerjahre einige prophezeit haben, dass Drupal WordPress überholen und hinter sich lassen wird.

Wichtig bei der Betrachtung der Marktsituation ist auch der Trend. Seitdem ich die w3tech-Statistiken beobachte, steigt der Anteil von WordPress kontinuierlich.

Jetzt könnte man natürlich einwenden und sagen “Marktanteil schön und gut, aber wie schaut es mit den Jobs aus?”

Die Jobsituation

Da ich seit 2004 hauptberuflich selbstständig bin, ist meine Kenntnis bei den Jobbörsen etwas eingerostet 😀 aber, um sich ein Gesamtbild zu verschaffen, reicht es, wenn man sich die üblichen Verdächtigen anschaut.

  • Für die Region D-A-CH listet LinkedIn 9.316 Ergebnisse auf.
  • Für ganz Deutschland listet Indeed 3.702 Treffer auf.
  • Bei Stepstone kann man nicht die Suche auf ganz Deutschland erweitern, aber wenn ich die Regionen zusammenzähle, komme ich auch hier auf mehrere hundert Jobs.
  • Auch die Übersicht von Google Jobs ist gewöhnungsbedürftig, aber in Umkreis von 100 km zeigt mir Google weit über 100 offene Stellen an.

Bei den Zahlen sollte man auch berücksichtigen, dass es sich entweder um Jobs im Angestelltenverhältnis oder um Berufspraktika handelt. Die ganzen Freelancer-Jobs werden auf anderen Kanälen abgewickelt. Also wie du siehst, ist da ziemlich viel WordPress-Arbeit zu erledigen.

Verdienstmöglichkeiten mit WordPress

Wie schaut es aber mit dem Verdienst aus? Den eigenen Stundensatz kann jeder Selbstständige bestimmen, aber aus der Erfahrung weiß ich, dass ein Stundensatz von 70 oder 75 Euro keine Seltenheit ist.

Da in Deutschland die wenigsten Firmen bei den Jobausschreibungen die Verdienstspanne preisgeben, muss man sich auf die Schätzungen der Jobportale und die Angaben der wenigen Ausnahmen verlassen. Hier konnte ich einige Anzeigen sehen, deren Verdienstangaben zwischen 36.000 bis 48.000 Euro Jahresgehalt angesiedelt waren.

Das kann man ordentlich oder auch als wenig empfinden, aber man darf dabei nie vergessen, dass in diesem Segment viele Menschen unterkommen, die Quereinsteiger sind.

Das Fazit

Nein, WordPress ist nicht überholt. Ganz im Gegenteil! Der Marktanteil steigt kontinuierlich und auch das Stellenangebot ist ordentlich. Wenn dir WordPress Spaß macht, dann lerne es ruhig. Es wird nicht zu deinem Schaden sein. Nur weil auf irgendwelchen sozialen Netzwerken WordPress oder PHP als nicht mehr cool gelten, kannst du damit dennoch deinen Lebensunterhalt bestreiten.

Wir arbeiten seit 20 Jahren mit WordPress und bieten diverse Dienst­leistungen rund um das System an. Kontaktiere uns für weitere Informationen oder für ein Angebot.

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6 Kommentare

  1. Ja … eine total schwierige Frage. In der kleinen Firma, von der ich die Freude habe, ein Teil sein zu dürfen, stellen wir uns diese Frage seit der Gründung jedes Jahr wieder. Wir haben dafür extra eine eigene interne Konferenz eingerichtet, um mindestens einmal im Jahr zu schauen, was rechts und links passiert und welche wichtigen Trends es gibt. Aber auch um zu evaluieren, was bei WordPress und Drupal eigentlich passiert.

    Über die Jahre habe ich da viel hicen Shice kommen und gehen sehen. Was wir aber v.a. erkannt haben, ist die Einsicht, dass die Frage nach “wann ist Peak-Wordpress erreicht?” und “was wird das nächste grossen Ding?” wirklich wirklich schwer zu beantworten ist. Eigentlich gar nicht. Die Gründe die für bestimmte technische Lösungen sprechen sind fast immer so individuell wie die Kunden, die sie haben wollen.

    Und es gibt noch einen Grund, den man nicht unterschätzen darf: Liebe. Wir tuen als Entwickler gerne so, als gäbe es einen Haufen harte Kriterien, die für oder gegen ein Stück Software sprechen und die gibt es ja auch wirklich. Aber für diejenigen, die diese Software kaufen spielen diese Gründe fast nie eine ernsthafte Rolle (Clarkes drittes Gesetz – any sufficiently advanced technology is indistinguishable from magic), weil es für es eben ist wie mit der Liebe. Liebe ist ansteckend. Sie erlaubt uns andere für das zu begeistern, das wir selber lieben und über die Mängel hinwegzuschauen.

  2. WP wird zum Allerwelts-CMS mit seinen Blocks. Ich denke, es wird sich in ein paar Jahren im professionellen Bereich am unteren Rand bewegen.

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